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„Ich konnte beruhigt zur Arbeit gehen“

Die Universität Bremen bietet Mitarbeitenden mit Kindern eine kostenlose Notfallbetreuung

Campusleben

Das Kind ist krank, aber im Job steht ein wichtiger Termin an – und Oma und Opa sind weit weg. Für genau solche Fälle gibt es an der Universität Bremen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit Oktober 2019 das Programm „Notfallmamas“. Die Notfallmama springt ein, der berufliche Termin kann wahrgenommen werden. Die Universität übernimmt die Kosten. Nach einer coronabedingten Pause gibt es das Angebot jetzt wieder.

Alice Lefebvre hätte manchmal gerne ihre Eltern in der Nähe. Dann könnten sie bei der Kinderbetreuung einspringen. Aber die Französin und ihr Freund, der aus den Niederlanden kommt, müssen die Versorgung ihrer drei Kinder alleine wuppen – neben der täglichen Arbeit. Sie ist als Postdoc in den Geowissen- schaften der Universität Bremen angestellt, er in einem Unternehmen in Bremen.

Die Kinder Leon (6), Leila (4) und Mael (3) besuchen die Kita „Die Entdeckerkids“ auf dem Uni-Gelände. „Das ist sehr praktisch, die Kinder hier in der Nähe zu haben. Ich hole sie immer nachmittags ab“, erzählt die agile 37-Jährige. Als die Tochter Leila eine Woche lang krank war, blieben Alice und ihr Freund Hans jeweils für zwei Tage zu Hause. Alice dachte schon, sie müsste einen wichtigen Termin bei der Arbeit absagen.

Doch dann erzählte ihr ein Kollege von einem neuen Angebot der Universität namens „Die Notfallmamas“. „Das hat sehr gut funktioniert. Ich habe mich per Mail bei der Uni angemeldet und schnell eine Antwort bekommen“, so die Wissenschaftlerin. „Am nächsten Tag stand die Notfallmama vor der Tür, sie hatte Bastelsachen dabei, was bei den Kindern super ankam. Zudem war auch noch mein ältester Sohn krank, er hatte Fieber. Die beiden hatten überhaupt keine Probleme, mit ihrer Notfalloma zuhause zu bleiben, obwohl sie sie ja nicht kannten. Die haben einfach nur „Tschüss Mama“ gesagt – das war wirklich erstaunlich. Ich konnte beruhigt zur Arbeit gehen.“

Oft macht ein Elternteil Abstriche im Beruf

Mütter und Väter, die Beruf und Familie unter einen Hut bekommen müssen, kennen Situationen, in denen Arbeit und Kinderbetreuung kollidieren. Sie gehören zum Elterndasein, aber wie ist das im Beruf? Der funktioniert nach anderen Regeln: Ein angesetztes Meeting nimmt keine Rücksicht auf Kinderkrankheiten. Oft macht ein Elternteil dann Abstriche im Beruf. Meistens die Person, die den flexibleren Job hat.

Wer sich gleichberechtigt die Betreuung teilen möchte, steht vor großen organisatorischen Problemen. „Es ist nicht einfach, Arbeit und Familie miteinander zu vereinbaren“, erzählt Alice Lefebvre. „Vor allem zu Beginn der Karriere muss man sehr viel arbeiten, um etwas zu erreichen. Wenn dann kleine Kinder da sind, die ihre Eltern brauchen, kann man sich auf bestimmte Stellen gar nicht erst bewerben.“ Mit ihrem Freund klappe das zum Glück sehr gut. Sie wechseln sich ab, jeder bleibt mal zu Hause. „Wer den größeren oder wichtigeren Termin hat, geht zur Arbeit“, lacht die promovierte Geologin.

Mütter und Väter, die Beruf und Familie unter einen Hut bekommen müssen, kennen Situationen, in denen Arbeit und Kinderbetreuung kollidieren. Hier hilft der Service „Notfallmamas“.
©Markus Spiske OO89 95aUC0 Unsplash

Doch auch das beste System gerät an seine Grenzen. Bestimmte Kinderkrankheiten dauern eine Woche oder länger – und dann ist es gut, ein Angebot zur Betreuung zu haben. „Mit den Notfallmamas ist es einfacher, wenn das Kind mal länger krank ist. Bei drei kleinen Kindern kommen auch schon mal drei Wochen zusammen.“ Die Kitas haben strikte Regeln: Wer krank ist, darf nicht kommen, damit andere Kinder sich nicht anstecken. Auch wenn Fieber oder Magen-Darm-Virus gerade überstanden sind, geht es deswegen nicht sofort am nächsten Tag in die Kinderbetreuung.

Aber Not macht erfinderisch. Manchmal nimmt Alice Lefebvre ihre Kinder einfach mit ins Büro. Im dritten Stock des geowissenschaftlichen Gebäudes hat sie in einer Schublade alles, was sie braucht, um ihre Kinder ein bis zwei Stunden zu beschäftigen: Spielzeug und Buntstifte. In der Ecke steht ein Pappkarton. „Der ist zum Basteln. Mein älterer Sohn liebt das sehr.“ Der Jüngere besucht mit seiner Mutter manchmal auch das Kinderzimmer, das der Fachbereich Geowissenschaften im Gebäude anbietet. Aber Besuche bei Mama im Büro sind nur die Ausnahme. Besser ist eine Betreuung zu Hause.

„Wir möchten mit unserem Angebot Eltern stärken.“

Der Service, den es seit Oktober 2019 an der Universität Bremen gibt, kommt aus Hamburg. Es handelt sich um qualifizierte Betreuerinnen und Betreuer. Darauf wird Wert gelegt. Derzeit gibt es eine Notfallmama in Bremen, die bei Bedarf einspringt, und die Kinder betreut. Samira Abdel Wahed ist Ansprechpartnerin in der Uni-Verwaltung und organisiert die Betreuung. „Ich bekomme aus Gesprächen oft mit, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtige Termine verpassen und Himmel und Hölle in Bewegung setzen müssen, um kurzfristig eine Betreuung zu finden. Das kann sehr belastend sein, deswegen möchten wir mit unserem Angebot Eltern stärken.“

Sie ist überzeugt von dem Modell, das sich gerade in der Probephase befindet, und hofft, dass möglichst viele Beschäftigte es nutzen. Wer sich bis 15 Uhr meldet, bekommt am gleichen Tag noch eine Antwort, ob es mit der Betreuung ab dem folgenden Tag klappt. Die Notfallmamas sichern zu, in rund 95 Prozent der Anfragen für den Folgetag eine Betreuung schicken zu können. Alice Lefebvre kann den Service allen empfehlen, die mal Not an Mama oder Papa haben: „Eine super Sache. Mir hat ‚Notfallmamas‘ sehr geholfen, Arbeit und Familie miteinander zu kombinieren.“

Info und Anmeldung

Bis 15 Uhr für den Folgetag anmelden, täglich von Montag bis Freitag. Bitte den Vordruck „Anmeldung eines Kinder-Notfallbetreuungsbedarfs“ verwenden. Einfach ausfüllen und per E-Mail schicken an: notfallmamas@uni-bremen.de

Ansprechpartnerin: Samira Abdel Wahed, Kanzler-Referat, Telefon: 0421 218 - 60857

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