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Lebensmittel-Überwachung: Ja – aber mit Datenschutz!

Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Bremen sorgen mit ihrer Expertise dafür, dass Persönlichkeitsrechte beim Einsatz neuer Technologien gewahrt bleiben.

Forschung

Lebensmittelskandale passieren immer wieder. Metallpartikel im Joghurt, Keime im Salat, ungenießbare Ware: Welchen Weg haben die Nahrungsmittel genommen, wo ist die Verunreinigung passiert? Ein Konsortium unter Leitung der Bundeswehr-Universität München entwickelt dazu im Projekt „Nutrisafe“ neue Technologien. Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der Universität Bremen sind mit ihrer Expertise in Sachen Datenschutz daran beteiligt.

Es war der größte Lebensmittelskandal in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg: Im Frühling und Sommer 2011 waren Sprossenkeime mit dem EHEC-Keim – einem Darmbakterium – kontaminiert. Fast 4.000 Menschen erkrankten, 53 von ihnen starben. Es dauerte mehrere Wochen, bis die Gesundheitsbehörden herausfanden, wo die Erreger herkamen. Solange nicht feststand, dass die Sprossen verunreinigt waren, hatte auch die Mensa der Universität Bremen aus Sicherheitsgründen Tomaten, Gurken und Blattsalat vom Speiseplan gestrichen.

Vom Speiseplan gestrichen: In der EHEC-Krise vermutete man Keime überall, bis endlich das Ergebnis feststand.
Foto: Coleur / Pixabay

Nicht erst seit diesem Vorfall wird daran geforscht, die Herstellung und den Vertrieb von Nahrungsmitteln besser zu überwachen. Dabei kommen auch neue Entwicklungen wie die Blockchain-Technologie zum Einsatz. Im Projekt Nutrisafe arbeiten mehr als 20 Partner gemeinsam an Lösungen – darunter auch Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vom Institut für Informations-, Gesundheits- und Medizinrecht (IGMR) der Universität Bremen. Sie schauen auf die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen, wie IGMR-Geschäftsführer Dr. Dennis-Kenji Kipker erläutert: „Erste Ergebnisse zeigen, dass viele Prozesse in den Unternehmen bereits digital unterstützt werden und teils auch vollkommen digitalisiert sind. Ein besonders großes Digitalisierungspotential gibt es bei der Dokumentation. Eine Dokumentationsautomatisierung würde viele Ressourcen einsparen, und die meisten Unternehmen könnten diese auch umsetzen.“

Transportketten zweifelsfrei nachweisen

Im Kern geht es darum, Transportketten von Lebensmitteln zweifelsfrei und fälschungssicher nachzuweisen. „Gerade klein- und mittelständischen Unternehmen soll ein Baukasten zur Verfügung gestellt werden, den sie für die Dokumentation nutzen können“, so Kipker. Mit der Blockchain-Technologie ließen sich auch Informationen über Standort und Menge der Lebensmittel speichern. „Im Katastrophenfall könnte man zum Beispiel bei Versorgungsengpässen Nahrungsmittel mit digitalen Werkzeugen umleiten“, gibt er ein Beispiel.

Das „Nummerschild“ im Ohr ist schon mal ein Anfang. Die moderne Überwachung von Nahrungsmittelketten soll künftig auch mit Blockchain-Technologien erfolgen.
Foto: Karsten Paulick / Pixabay

Doch wo es digital wird und das Label „Überwachung“ draufsteht, wird auch die Thematik der personenbezogenen Daten berührt. In solchen Fällen werden gerne die Bremer Juristinnen und Juristen eingebunden, die auf diesem Gebiet eine hohe Expertise haben. „Wenn man beispielsweise weiß, welcher Lkw an einem bestimmten Tag eine Ladung Sprossen von Bremen nach Hamburg transportiert hat, dann weiß man auch, welcher Fahrer hinter dem Steuer gesessen hat, wie schnell oder langsam er gefahren ist, welchen Weg er genommen hat, ob und wo er Pausen gemacht hat – und vieles mehr.“ Bei verunreinigtem Babybrei könnte man natürlich auch herausfinden, wer an diesem Tag für die Qualitätskontrolle zuständig war und womöglich nicht richtig aufgepasst habe: „Spätestens an dieser Stelle kommen ganz konkret Menschen ins Spiel“, so Kipker.

Auf kritische Bereiche hingewiesen

Neben dem Datenschutz werden hier also noch weitere Bereiche wie das Arbeitsrecht berührt. „Für solche Fragestellungen braucht es natürlich von Anfang an auch Lösungen. Deshalb hat man uns einbezogen.“ Man habe sich die einzelnen technologischen Schritte aus juristischer Sicht angeschaut und auf kritische „Strickmuster“ hingewiesen. Kipker: „Die Menschen von den anderen Projektpartnern, die Nutrisafe ‚konstruieren‘, müssen natürlich wissen, an welchen Stellen Daten anonymisiert oder sogar gelöscht werden müssen.“ Denn was nutze die beste technologische Lösung, wenn am Ende ein Gericht sie stoppt? „Wir selbst bauen in diesem Rahmen parallel eine Art ‚juristischen Baukasten‘ für derlei Fragestellungen auf, den wir dann ins Netz stellen und der allen Interessierten frei zur Verfügung steht“, kündigt der IGMR-Geschäftsführer an.

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