
© Matej Meza / Universität Bremen
Pauken mal anders
Larissa, Mira und Carolina erzählen von ihren Erlebnissen im Uniorchester
Einmal in der Woche verwandelt sich der große Hörsaal im GW1-Gebäude in einen Probenraum: Dann packen rund 80 Musikbegeisterte ihre Pauken, Trompeten oder Geigen aus, um für ihr nächstes großes Konzert in der Bremer Glocke zu üben. Anlässlich des Weltmusiktags am 1. Oktober hat sich up2date. beim Uniorchester einmal umgehört.
Jedes Semester ist ein Neubeginn – das gilt für alle Studierende, besonders aber für die Mitglieder des Uniorchesters. Denn sie bekommen zu Beginn der Vorlesungszeit nicht nur neue Stundenpläne, Literaturlisten und Seminarpläne, sondern auch neue Noten. Ein Stück von Niels Gade, eins von Ralph Vaughan Williams und eine Sinfonie von Jean Sibelius stehen im Wintersemester 2025/26 auf dem Programm. Ab Oktober heißt es üben, bei den Proben und allein zu Hause, damit beim Konzert im Januar auch alles sitzt.
Wie bei einem Puzzle setzen sich jede Woche die Stimmen der verschiedenen Instrumente zu einem großen Musikstück zusammen – und die Musiker:innen verstehen immer besser, wer was spielt, wie alles miteinander harmoniert. Dafür sorgt auch Dirigent Mariano Chiacchiarini, der an den Details feilt: Wie schnell sollen die einzelnen Passagen gespielt werden? Wo ist welches Instrument zu laut, zu leise – und wo verbirgt sich vielleicht doch noch eine falsche Note? Klingt nach viel Arbeit, bedeutet aber auch viel Spaß, sagt Chiacchiarini, der das Orchester seit 2022 dirigiert. „Im Orchester gibt es Studierende und Forschende aus allen möglichen Fachrichtungen und auch Musiker:innen von außerhalb“, sagt er. „Die Begeisterung für die Musik bringt uns alle zusammen. Mich freut es zu sehen, mit wie viel Herzblut alle dabei sind, und wie wir von Woche zu Woche und von Semester zu Semester gemeinsam besser werden.“
Aber wie erleben eigentlich die Musiker:innen ihr Orchester? Drei von ihnen erzählen.
Mira Schomacker, Trompete

© Matej Meza / Universität Bremen
Schon seit ich acht Jahre alt bin, spiele ich Trompete, und zu Hause in Hannover war ich immer im Orchester. Deshalb habe ich auch gleich in Bremen danach gesucht, als ich vor einem Jahr angefangen habe, hier Industriemathematik zu studieren.
Die Teilnahme am Orchester kann ich mir sogar mit drei Creditpoints im Bereich General Studies anrechnen lassen. Aber ich wäre auch sonst dabei – nicht nur wegen der tollen Musik, sondern auch, weil ich hier noch einmal andere Leute kennenlerne als in meinem Studiengang. Besonders gut ging das, als wir im Dezember 2024 mit dem Unichor zusammen nach Paris gefahren sind. Da sind wir als Gruppe richtig zusammengewachsen.
Manchmal treffe ich mich auch mit anderen aus dem Uniorchester, um in kleineren Ensembles zusammen Musik zu machen. So kam es, dass ich mit anderen Blechbläsern bei der Einweihung des Forums am Domshof im November 2024 spielen konnte – eine tolle Erfahrung!
Carolina Franco, Bratsche

© Matej Meza / Universität Bremen
Mit dem Uniorchester verbindet mich eine besondere Geschichte: Durch das Orchester bin ich dazu gekommen, endlich wieder Bratsche zu spielen! Ich habe nämlich in meiner Kindheit in Chile Geige und später Bratsche gelernt. Obwohl mir das immer viel Spaß gemacht hat, habe ich das Musizieren irgendwann aus den Augen verloren. Erst als ich zu meiner Promotion in Geologie an die Uni Bremen kam, habe ich wieder nach Möglichkeiten dazu gesucht, und zuerst im Unichor mitgesungen. Aber im Orchester wurden dringend Bratschen gesucht, und als Mariano Chiacchiarini von meinem Instrument erfuhr, fragte er, ob ich nicht ins Orchester wechseln wollte. Erst konnte ich mir das schwer vorstellen – schließlich hatte ich jahrelang nicht mehr gespielt und musste mir auch erst einmal wieder eine Bratsche besorgen. Aber am Ende überwog die Neugier. Besonders am Anfang musste ich viel üben und Unterricht nehmen, um bei den Proben mitzukommen. Aber das Musizieren gibt mir auch viel: Gerade, wenn ich mit der Promotion sehr im Stress bin, kann ich bei den Proben einfach mal zwei Stunden an etwas ganz Anderes denken. Inzwischen hat sich sogar mein Hund an die Bratsche gewöhnt. Der lief am Anfang nämlich immer ängstlich aus dem Zimmer, wenn ich geübt habe. Nun bleibt er sogar, wenn mein Lehrer kommt und wir gemeinsam spielen.
Bei unserem letzten Konzert habe ich viel an meine Familie gedacht, besonders an meine Mutter, die mich an klassische Musik herangeführt hat, und an meine Oma, die mir gezeigt hat, wie man Noten liest. Ich habe sie vermisst und in Gedanken für sie gespielt. Es war ein bittersüßer Moment.
Larissa Boldt, Cello

© Matej Meza / Universität Bremen
Musik ist mein größtes Hobby: Neben meiner Arbeit als Haupt- und Realschullehrerin spiele ich in drei Orchestern. Zwei davon sind kleinere Kammerorchester, hauptsächlich mit Streichinstrumenten. Im Uniorchester gibt es auch viele Blasinstrumente und Schlagwerk, und nur hier können wir große Sinfonien spielen. Das macht es zu meinem Lieblingsorchester! Wenn dann noch der Chor dazu kommt, ist es überwältigend, mit so vielen Leuten gemeinsam Musik zu machen. Gut gefällt mir auch, dass im Uniorchester so viele unterschiedliche Menschen zusammenkommen: Studierende, aber auch Promovierende, Universitätsmitarbeitende, Alumni und andere Musikbegeisterte.
Ich nehme auch Cellounterricht und übe täglich zu Hause. Gerade im letzten Semester war viel Üben nötig, denn das Programm war sehr anspruchsvoll. Aber genau das gefällt mir auch: immer wieder neu herausgefordert zu werden und mit dem Orchester gemeinsam zu wachsen.
Lust, mitzumachen?
Wenn du auch im Uniorchester dabei sein willst, kannst du immer zu Beginn eines neuen Semesters einsteigen. Wenn du ein Streichinstrument spielst, kannst du einfach zur ersten Probe kommen. Wenn du ein anderes Instrument spielst oder nicht an der Universität studierst oder arbeitest, melde dich bitte vorab unter orch@uni-bremen.de Die Proben finden immer dienstags ab 18:50 Uhr im Hörsaal des GW1-Gebäudes statt, die erste Probe ist am 19. Oktober.
Wenn du lieber singst, wäre vielleicht der Chor der Universität etwas für dich. Er probt montags um 19 Uhr im Hörsaal des GW1-Gebäudes, die erste Probe ist am 6. Oktober. Für das Wintersemester werden Tenöre und Bässe gesucht, die an der Universität Bremen studieren oder arbeiten. Wenn du Interesse hast, schreib einfach eine Mail chor@uni-bremen.de, um einen Termin zum Vorsingen zu vereinbaren.
Weitere Informationen sind auf der Seite des Orchesters und Chors der Universität Bremen zu finden.