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Raus aus der Isolation

Wie internationale Communities das Ankommen an der Universität erleichtern

Campusleben / Studienstart

Ein indisches Curry probieren, den eigenen Geruchssinn testen oder arabischen Tee trinken – diese und viele weitere Aktionen bietet der International Campus Day am 27. Juni. Darüber hinaus kann man hier Einblicke in die Arbeit der internationalen Studierendencommunities erhalten, denn sie organisieren den Tag gemeinsam mit dem International Office. Für viele internationale Studierende sind die Communities die ersten Anlaufstellen, noch bevor sie überhaupt nach Deutschland kommen. Und an der Universität ist der Kontakt zwischen den Gruppen und dem International Office eng – mit positiven Effekten für beide Seiten.

Wenn am 27. Juni in der Glashalle Stände aufgebaut, die Kochlöffel geschwungen und Infoposter aufgehängt werden, gehen für die internationalen Communities und das International Office viele Monate der Vorbereitung zu Ende. „Das Thema ‚Kräuter und Gewürze‘ stand schon lange im Voraus fest. Wie vielfältig und kreativ die Ideen der Communities waren, hat mich aber immer wieder neu überrascht und begeistert“, sagt Dr. Jutta Paal. Sie ist die Leiterin von „kompass international“ – einem Team im International Office, das mit Studierenden aus dem Ausland internationale und interkulturelle Projekte umsetzt und die internationalen Communities betreut und berät. Zielgruppe sind dabei insbesondere die Studierenden, die ihr komplettes Bachelor- oder Masterstudium in Bremen verbringen.

Feiern verbindet – von Iftar bis Divali

Knapp 2.900 Studierende fielen im Wintersemester 2022/23 in diese Kategorie. Viele von ihnen sind in den aktuell zwölf internationalen Studierendencommunities vernetzt. In den meisten Fällen setzen diese sich aus Angehörigen aller Hochschulen im Land Bremen zusammen und werden von Studierenden ehrenamtlich geleitet. „In unserer Gruppe haben wir einen Verteiler von etwa 500 Personen“, sagt etwa Sisriksha Das. Die 27-jährige Masterstudentin im Fach Biochemistry and Molecular Biology leitet die Indian Students Association Bremen (ISAB). So groß die Anzahl der Mitglieder, so vielfältig sind auch ihre Hintergründe angesichts der kulturellen und religiösen Diversität in Indien. Umso mehr ist es der Gruppe ein Anliegen, möglichst viele Feste gemeinsam zu feiern. Zu ihnen gehört beispielsweise Divali, ein hinduistisches Lichterfest. „Divali zu feiern ist für uns ein besonderes Highlight, weil zu dem Fest normalerweise die ganze Familie zusammenkommt“, sagt Sisriksha Das. Ähnlich ist es beim Iftar, dem Fastenbrechen während des Ramadans. Hierzu haben sich die der Muslimische Hochschulbund und die Türkische Studierendengemeinschaft auch in diesem Jahr wieder getroffen.

Dauerthema Zimmersuche – wie die Gruppen helfen

Doch nicht nur das gemeinsame Feiern bringt die Studierenden in den Communities zusammen. Oft bieten die Gruppen darüber hinaus unerlässliche Unterstützung beim Ankommen in Deutschland. Regelmäßig veranstalten sie gemeinsam Infowochen für die Neuen, informieren beispielsweise über Deutschkurse, das Prüfungssystem an den Hochschulen oder die Aufgaben des Studierendenwerks. Auch für Bola Biola, den aktuellen Leiter der nigerianischen Hochschulgruppe, war die Hochschulgruppe bei seiner Ankunft im Jahr 2020 die erste Anlaufstelle in vielen Angelegenheiten – etwa der Meldung bei Behörden oder der Zimmersuche. „Jetzt möchte ich die Hilfe, die ich damals bekommen habe, an andere weitergeben“, sagt er. Häufig nehmen Studieninteressierte aus Nigeria schon vor der Anreise nach Deutschland mit ihm und der Gruppe Kontakt auf. Dabei ist vor allem die Suche nach einer Unterkunft ein Thema. Über die Whatsapp-Gruppe der Community werden Zwischenunterkünfte vermittelt, bis die Studierenden endlich ein eigenes Zimmer finden – oft nach monatelanger Suche. Immer wieder nutzen auch Betrüger:innen die Situation der Studierenden aus, weiß Renu Yadav, Generalsektretärin der indischen Community. Da werden beispielsweise Kautionen oder mehrere Monatsmieten im Voraus gefordert, ohne dass die Studierenden ihre Zimmer jemals beziehen können. So häufig kommt es zu solchen Situationen, dass die indische Gruppe darüber bereits mit einem Mitglied der Bremer Bürgerschaft das Gespräch gesucht hat.

Gruppenfoto von den internationalen Studierenden und Jutta Paal
Jutta Paal (vierte von rechts) führt viele persönliche Gespräche mit den Studierenden, der Kontakt ist eng. Die Studierenden planen mit ihr nicht nur Veranstaltungen, sondern berichten auch über ihren Alltag, ihr Leben in Bremen und ihre Freizeit.
© Universität Bremen

Wie kompass die Gruppen unterstützt

Regelmäßig findet man Sisriksha Das, Bola Biola und die Mitglieder der anderen Hochschulgruppen im Büro von Jutta Paal. Seit 2007 betreut und berät sie die internationalen Communities – eine Aufgabe, die immer neue Überraschungen mit sich bringt. „Häufig stehen Studierende spontan bei mir im Büro, um Veranstaltungen zu planen“, sagt sie. Oft ist dabei die Raumsuche eine Herausforderung, denn die Communities haben keine eigenen Räumlichkeiten. Dann nimmt Jutta Paal mit dem Veranstaltungsbüro der Universität Kontakt auf. Auch finanzielle Unterstützung, etwa über Mittel des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), kann sie in einigen Fällen organisieren. Darüber hinaus ist es Jutta Paal ein wichtiges Anliegen, die verschiedenen Communities miteinander zu vernetzen. So organisiert sie etwa Workshops für die Teamleiter:innen, bei denen sie mehr über Kommunikation, Projekt- und Zeitmanagement lernen und sich nebenbei miteinander austauschen können.

Vom engen Austausch profitieren alle

Durch die persönlichen Gespräche ist der Kontakt zwischen kompass und den internationalen Communities eng. Von den guten Beziehungen profitieren Jutta Paal und ihr Team, wenn sie Informationen an die internationalen Studierenden streuen möchten, etwa zu Änderungen im Aufenthaltsrecht, Stellenausschreibungen für internationale Studierende oder auch zur Planung des International Campus Day. „Natürlich könnte ich die Studierenden auch per Mail informieren“, sagt Jutta Paal, „aber von denen bekommen sie jeden Tag so viele. Häufig ist der direkte Kontakt zu den Gruppen effizienter.“ Und wenn Jutta Paal mit den Studierenden erst einmal im Austausch ist, gehen die Gespräche oft über organisatorische Dinge hinaus. Die Studierenden berichten auch über ihren Alltag, ihr Leben in Bremen und ihre Freizeit. Viele Veranstaltungen sind gerade aus diesen informellen Unterhaltungen entstanden, etwa englischsprachige Fahrrad- und Schwimmkurse speziell für die internationalen Studierenden. „Niemand kann konzentriert studieren, wenn er sich isoliert fühlt“ sagt Jutta Paal. „Und das ist das Ziel unserer Zusammenarbeit – die Studierenden aus der Isolation zu holen.“

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