up2date. Das Onlinemagazin der Universtiät Bremen

Von 3D-Druck bis Batterieforschung: Zwei Wege in die Zukunft der Technik

Die Studierenden Tim Klotz und Kolja Konschak erzählen von ihren Erfahrungen im Masterstudiengang Prozessorientierte Materialforschung (ProMat)

Lehre & Studium

Tim Klotz und Kolja Konschak verfolgen im Studium ihre Leidenschaft für innovative Materialien und Prozesse. Möglich macht das ein ganz besonderer Masterstudiengang an der Universität Bremen: Prozessorientierte Materialforschung, kurz ProMat. Im Interview teilen die beiden Studierenden, wie individuelle Stundenpläne, persönliche Mentor:innen und praktische Forschungserfahrungen ihren Weg zur Energiewende sowie in die Luft- und Raumfahrt geprägt haben.

Wie kam es dazu, dass ihr euch für Prozesse und Materialien interessiert?

Kolja: Im Grunde kam das über ein Hobby. Ich hatte Zuhause einen 3D-Drucker. Mein Gedanke war: Das ist mein Hobby, das macht mir Spaß, da möchte ich im Master einen Schwerpunkt drauf setzen. Auch, um Erfahrungen mit Metall-3D-Druck zu sammeln. Das wäre privat völlig unbezahlbar. Ich war an dem Prozess interessiert, an der Fertigungsart.

Tim: Ich habe mich für Batterien interessiert. Da spielen Materialien eine große Rolle. Ich fand es spannend, zu verstehen, warum man zum Beispiel statt eines Platin- einen Nickel-Katalysator verwendet: Ist das was Besonderes oder einfach nur ein anderer Name? Außerdem haben mich die physikalischen und materialwissenschaftlichen Hintergründe fasziniert. Ich dachte mir: Mit dem Thema Batterien werde ich definitiv einen Job finden. Es passt perfekt zur Energiewende und ich bin damit auch die nächsten 40, 50 Jahre gut aufgestellt.

Kolja: Mir geht es da ähnlich. 3D-Druck ist eine super zukunftsträchtige Fertigungstechnik. Da sind noch sehr viele Fragen offen und das fasziniert mich. Mich hat speziell angetrieben, dass bis Anfang letzten Jahres überhaupt noch nicht im Weltraum Metall-3D-gedruckt wurde. Und vielleicht bin ich meinem 10-Jährigen Ich immer noch schuldig, zu versuchen, Astronaut zu werden. Mein Traum wäre es, auf einer Raumstation einen 3D-Drucker zu betreiben.

Warum habt ihr euch für ProMat entschieden?

Kolja: An ProMat fasziniert mich, dass ich alles frei wählen kann, aber nicht damit allein gelassen werde. Besonders gut finde ich, dass ich mit einem Mentor zusammenarbeiten kann, der Experte in dem Bereich ist, für den ich mich interessiere. Das ist in meinem Fall Vasily Ploshikhin. Er hat sich direkt sehr für mein Thema begeistert und mit mir mein individuelles Curriculum, also meinen Stundenplan, erstellt. Das war für mich unglaublich hilfreich, weil ich keine Ahnung hatte von den ganzen Kursen, Fachbereichen und Möglichkeiten hier an der Uni. Er hat mich auch ein bisschen in Richtung Simulation gepusht. Ich hatte vorher noch nicht auf dem Plan, dass das so ein großes Thema ist und es mich so begeistern würde.

Tim: Bei mir ist es ähnlich wie bei Kolja. Ich bin meinem Mentor Fabio La Mantia super dankbar. Am Anfang des Studiums habe ich mich einmal sehr lange mit ihm zusammengesetzt. Er arbeitet seit über 20 Jahren mit Batterien. So konnte ich mit seiner ganzen Erfahrung mein Curriculum erstellen. Er hatte auch ein paar Ideen, die ich vorher gar nicht hatte, und die sich in der praktischen Arbeit als sehr nützlich herausgestellt haben. Dadurch fand ich es gar nicht schwer, das Curriculum zusammenzustellen.

Studierender steht vor einem Regal im Labor.
Tim Klotz ist fasziniert von Batterien. Er hat im Bachelor Produktionstechnik mit der Vertiefung Verfahrenstechnik an der Universität Bremen studiert. Im Master studiert er ProMat an der Universität Bremen. Dank des frei wählbaren Curriculums kann er sich dort auf sein Lieblingsthema Batterien konzentrieren. Als studentische Hilfskraft und bei einem Auslandsaufenthalt in Oxford konnte er seine Forschungsinteressen vertiefen. Für Tim ist die Arbeit an Batterien nicht nur entscheidend für die Energiewende, sondern bietet auch langfristige berufliche Perspektiven. Nach seinem Studium strebt er eine Promotion an.
© Annemarie Popp / Universität Bremen

Oft arbeiten ProMat Studierende während des Studiums an einem konkreten Forschungsprojekt mit – in Bremen oder im Ausland. Wie war das bei euch?

Kolja: Ich arbeite als Studentische Hilfskraft am ISEMP (Airbus Endowed Chair for Integrative Simulation and Engineering of Materials and Processes). Da gehe ich momentan einem Projekt in Kooperation mit Airbus nach. Ich untersuche Temperatursimulation bei Prozessen. Im Fokus steht die Frage, was passiert, wenn Rohrsysteme extrem kalt werden und dabei Spannungen auftreten. In einem vorangegangenen Projekt habe ich mich mit Schweißprozessen beschäftigt. Da war die Frage, wie ich erste Simulationen aufsetzen kann, um Verzerrungen zu untersuchen, wenn das Material erhitzt wird und dann wieder abkühlt. Ich arbeite viel mit der Software Abaqus, um solche Prozesse auf Basis der Finite-Elemente-Methode zu simulieren. Meine Arbeit zu den Schweißprozessen wird wahrscheinlich in einem zukünftigen Projekt aufgegriffen. Ich habe also Projektvorarbeit geleistet.

Tim: Ich war bis zu meinem Auslandsaufenthalt als Hiwi bei meinem Mentor tätig. Da habe ich mich größtenteils mit Kathoden-Materialien beschäftigt. Das war super und hat mir viel Spaß gemacht. Parallel zu meiner Hiwi-Stelle habe ich in den Independent Studies ein Seminar zu quantenmechanischer Modellierung bei Lucio Colombi Ciacchi besucht. Durch dieses Seminar konnte ich zusätzliches theoretisches Wissen über die Kathoden-Materialien gewinnen, mit denen ich in meiner Hiwi-Stelle gearbeitet habe. Dadurch habe ich besser verstanden, warum meine Kathode manchmal besser funktioniert und manchmal nicht. Letzten Sommer habe ich dann meinen Auslandsaufenthalt in Oxford verbracht. Dort war ich am Department of Materials bei der Gruppe von Mauro Pasta. Mein Fokus lag vor allem auf Metall-Zink-Batterien, spezifisch mit organischen Elektrolyten. Ich hatte zu dem Zeitpunkt kaum Erfahrung mit organischen Elektrolyten oder der Arbeit in Gloveboxen. Entsprechend habe ich dort viel gelernt.

Studierender steht vor einer grünen Kulisse auf einem Parkplatz.
Kolja Konschak begeistert sich für 3D-Druck. Er hat im Bachelor Bionik an der Hochschule Bremen studiert. Sein Hobby 3D-Druck hat ihn inspiriert, sich im Master auf innovative Fertigungstechniken zu konzentrieren, insbesondere auf Metall-3D-Druck. Deshalb hat Kolja sich für den Studiengang ProMat an der Universität Bremen entschieden. Als studentische Hilfskraft forscht er zudem mit Airbus an Temperatursimulationen. In Zukunft möchte er in der Luft- und Raumfahrt arbeiten, idealerweise in einem Research-and-Development-Team. Sein Traum wäre es, eines Tages einen 3D-Drucker auf einer Raumstation zu betreiben.
© Bastian Dincher / Universität Bremen

Bei euch geht es jetzt Richtung Abschluss. Wie soll es danach für euch weitergehen?

Tim: Ich möchte definitiv promovieren, weil ich gerne länger an einem spezifischen Thema arbeiten möchte. Während meines Studiums habe ich immer wieder Nachhilfe in Mathematik gegeben, besonders für Kommiliton:innen, die im letzten oder vorletzten Versuch waren. Ich habe mich immer sehr gefreut, wenn sie ein bestimmtes Thema endlich verstanden hatten und ihnen ein Licht aufging. Das hat mich super glücklich gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, irgendwann eine Vorlesung zu halten. Thematisch wäre ich da offen und könnte mir auch vorstellen, einfach einen Pythonkurs zu geben. Ich hätte einfach Spaß daran, anderen etwas beizubringen.

Kolja: So hundertprozentig kann ich das noch nicht sagen. Ich möchte nicht unbedingt promovieren, sondern in der Industrie arbeiten. Interessieren würde mich der Bereich Luft- und Raumfahrttechnik, gern mit Fokus auf 3D-Druck. Ich könnte mir vorstellen, in einem Research-and-Development-Team zu arbeiten, an spannenden und hoffentlich zukunftsmäßigen Themen. Durch mein Hiwi-Projekt habe ich bereits Kontakt zu Bereichen bei Airbus, die ja in Bremen und Hamburg sitzen. Im Norden ist die Luft- und Raumfahrtbranche generell gut vertreten.

Was würdet ihr neuen Studierenden im Bereich Materialforschung raten?

Kolja: Bei Problemen einfach fragen, sei es bei der Planung von Curricula oder Schwierigkeiten mit Prüfungssituationen. In der Zeit, in der man studiert, passieren eben Sachen im Leben und vielleicht läuft nicht immer alles ganz geradlinig. Man hat bei ProMat und generell im Studium viele Leute um sich herum, die auch wollen, dass man es schafft.

Tim: Professor:innen beißen nicht. Sie sind meistens super nett und man kann sie gut ansprechen. Sie helfen auch gerne, besonders wenn man als Studierende:r interessiert ist. Habt Spaß!

Zum Studiengang

Der Masterstudiengang Prozessorientierte Materielforschung (ProMat) ist in seiner Konzeption deutschlandweit einzigartig. Er bietet eine interdisziplinäre natur- und ingenieurwissenschaftliche Ausbildung zur Erforschung und Entwicklung von nachhaltigen Materialien und Prozessen. Der Fokus liegt auf modernen Anwendungen in Energie, Mobilität und Weltraumexploration. ProMat Studierende gestalten ihr Curriculum selbst und wählen aus mehr als 350 Lehrveranstaltungen in allen MINT Fächern. Außerdem werden sie von persönlichen Mentor:innen begleitet, forschen an modernen Themen ihrer Wahl und sammeln internationale Erfahrung bei einem Forschungsaufenthalt im Ausland. Der Studiengang wurde vom MAPEX Center for Materials and Processes initiiert und wird gemeinsam von den Fachbereichen 1 bis 5 der Universität Bremen sowie von allen werkstofforientierten außeruniversitären Forschungsinstituten im Land Bremen getragen. Studieninteressierte können sich zum Sommer- und Wintersemester bewerben.

zurück back


Auch interessant…

Universität Bremen