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Von Mentoring bis Motivation – was zeichnet gute Promotionsbetreuung aus?

Ein Interview mit den diesjährigen Preisträger:innen des Preises für herausragende Promotionsbetreuung

Forschung / Campusleben

Im Gespräch mit up2date. erzählen Professorin Gesine Mollenhauer und Professor Klaus Schlichte was ihnen bei der Betreuung ihrer Doktorand:innen persönlich wichtig ist, welche Herausforderungen es dabei geben kann und welche Ratschläge sie Promovierenden mit auf den Weg geben möchten.

Herzlichen Glückwunsch zunächst einmal dazu, dass Sie in diesem Jahr den Preis für herausragende Promotionsbetreuung erhalten haben. Dieser Preis macht Ihre anspruchsvolle Arbeit und Ihr Engagement in der Nachwuchsförderung sichtbar. Was ist Ihnen in der Betreuung besonders wichtig?

Gesine Mollenhauer: Da jede Person individuell ist und unterschiedliche Bedürfnisse hat, gibt es kein allgemeines Rezept für gute Betreuung. Dennoch gibt es einige grundlegende Elemente: eine engagierte, fachlich kompetente Betreuung, Freude am Projekt, persönliche Komponenten wie Vertrauen, Respekt und Verlässlichkeit sowie die Bereitschaft zur Unterstützung und Teilhabe an Netzwerken. Diese Elemente sind überall wichtig, während das konkrete Betreuungspaket immer individuell angepasst wird.

Klaus Schlichte: Stimmt, es gibt keine „One fits all“-Regel, da Menschen sehr unterschiedlich sind – manche arbeiten selbstständig, andere brauchen mehr Anleitung oder sogar deutliche Aufforderungen. Wichtig ist, sich auf die jeweiligen Personen einzustellen. Damit die Zusammenarbeit gut gelingt, sollte man auch als Betreuer:in das Thema interessant finden und eine menschliche Beziehung aufbauen, da es eine soziale Bindung über Jahre ist.

Was für Herausforderungen bringt die Promotionsbetreuung mit sich und wie gehen Sie mit diesen um?

Gesine Mollenhauer: Eine Herausforderung ist abzuwägen, wie viel Freiraum eine Person braucht: Manche benötigen viel Freiheit, andere engere Begleitung. Ein Ziel ist es, das Projekt als eine positive Herausforderung für alle zu gestalten. Außerdem können kulturelle Barrieren zu Unsicherheiten führen, beispielsweise wenn internationale Doktorand:innen unsicher sind, wie sie Professor:innen in Deutschland respektvoll ansprechen sollen. Unser informeller Umgang ist für manche zunächst schwierig. Deshalb muss ich manchmal klar sagen, dass ich mit Vornamen und nicht mit „Frau Professorin“ angesprochen werden möchte. Gemeinsame Erfahrungen, wie etwa Expeditionen, fördern das Vertrauen und verändern das Verhältnis, da alle mit anpacken müssen und es hier weniger Hierarchien gibt.

Porträtfoto Gesine Mollenhauer
Gesine Mollenhauer ist Professorin für Organische Sedimentologie an der Uni Bremen und Forscherin am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.
© Felix Clebowski / Universität Bremen

Klaus Schlichte: Eine weitere Herausforderung sind Zweifel an einer wissenschaftlichen Karriere in Deutschland, da eine lebenslange Forschungstätigkeit heutzutage eher unwahrscheinlich ist. Es ist an der Stelle auch sehr wichtig, Doktorand:innen zu motivieren, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und die vorhandenen Unterstützungsstrukturen beim Übergang zu nutzen.

Gesine Mollenhauer: Daher unterstütze ich in meiner Rolle als Betreuerin auch bei der Karriereplanung während und nach der Promotion. Ich teile Informationen und Perspektiven, entwickle Ideen und helfe bei der Suche nach Partner:innen und Chancen im In- und Ausland. Zudem helfe ich bei Anträgen, gebe Ratschläge und stelle Kontakte zu meinem Netzwerk her, um verschiedene Wege aufzuzeigen.

Psychische Belastungen sind selbstverständlich ebenfalls eine große Herausforderung - und die Corona-Pandemie hat dies noch weiter verstärkt. Isolation und ein fehlendes Sozialleben führten bei manchen dazu, dass sie ihre Promotion nicht oder nur sehr verzögert abschließen konnten. Wichtig ist es, zuzuhören, bei der Problembewertung zu helfen und Lösungswege aufzuzeigen – gerne auch anhand eigener Beispiele. Der Umgang mit Ängsten und Zweifeln erfordert eine professionelle Haltung.

Wer oder was hat Sie während Ihrer eigenen Promotion inspiriert, das zu tun, was Sie heute machen?

Gesine Mollenhauer: Während meiner Promotion war ich für kurze Zeit in den USA. Dort lernte ich von meinem Mentor vor Ort viel über Zusammenarbeit und Kommunikation. Er dient mir bis heute als Vorbild. Diese Erfahrungen und Begegnungen haben mich sehr inspiriert und bilden auch die Grundlage meines heutigen Netzwerks.

Klaus Schlichte: Während meiner Promotion in Hamburg schätzte ich besonders die enge Verzahnung von Forschung und Lehre, die dort seit den 1980er Jahren praktiziert wurde und meine Entscheidung für die Wissenschaft stärkte. Diese Verzahnung versuche ich gerade wieder aufzubauen.

Porträtfoto Klaus Schlichte
Klaus Schlichte ist Professor für Internationale Beziehungen und Weltgesellschaft an der Universität Bremen.
© Felix Clebowski / Universität Bremen

Welchen Ratschlag würden Sie Promovierenden oder Studierenden, die sich auf eine Promotion vorbereiten, mit auf den Weg geben?

Klaus Schlichte: Die Promotion eröffnet realistische Perspektiven: Sie führt nicht nur in die Wissenschaft, sondern die Promovierenden entwickeln auch Kompetenzen, die in vielen Berufen wertvoll sind.

Gesine Mollenhauer: Wichtig sind Selbstbewusstsein, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten und Neugier. Die Einstellung „Ich kann, ich will mehr und ich darf es“ sowie ein klares Ziel sind die Grundlage für den eigenen Weg.

Zusammenfassend gefragt: Was macht Ihnen bei der Betreuung von Promotionen am meisten Spaß?

Gesine Mollenhauer: Die größte Belohnung ist die Freude am Forschungsprozess, ein Projekt gemeinsam erfolgreich abzuschließen und eine tolle Geschichte zusammen zu erleben.

Klaus Schlichte: Gute Texte von Doktorand:innen zu lesen, die zum Weiterdenken anregen, vor allem der Austausch mit Promovierenden aus dem Ausland bereichern unsere Diskussionen im Fach. Wir alle lernen viel von ihnen.

Weitere Informationen

Der alle zwei Jahre von der Universität Bremen verliehene „Preis für herausragende Promotionsbetreuung” würdigt die professionelle und engagierte Betreuung von Doktorand:innen durch Hochschullehrende. Die Jury zeichnet jeweils eine Person aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie aus den Natur- und Ingenieurwissenschaften aus. Der mit insgesamt 4.000 Euro dotierte Preis wird vom Alumni der Universität Bremen e.V. gestiftet und dient ausschließlich der Förderung von Promovierenden. Weitere Informationen gibt es in der Pressemitteilung.

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