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Erstsemester in Corona-Zeiten: Wie fühlt sich Uni an?

Wie geht es Studienanfänger*innen während der Corona-Pandemie?

Campusleben

Sarah Ruhase (21) studiert Philosophie im 1. Semester. Ihr Studienstart fiel, wie bei rund 250.000 weiteren Erstsemestern in Deutschland, mitten in die Pandemie. Was sie aus dieser Erfahrung mitgenommen hat, verrät sie uns in einem Gastbeitrag.

Für mich war es immer klar, dass ich zum Studieren in eine andere Stadt ziehen würde. Ich hatte mir das Leben an der Universität in den buntesten Farben ausgemalt: Ich wollte unbedingt wissen, wie es ist, in der Universitätscafeteria mit Kommilitonen zusammen zu sitzen, ob Studentenpartys wirklich so gut sind wie ihr Ruf, und wie es sich anfühlt, in einem Hörsaal zu sein. Ich konnte es kaum erwarten, endlich eine Studentin zu werden und endlich auf eigenen Beinen zu stehen.

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Wohnung mich erdrückt“

Ich studiere nun seit knapp einem halben Jahr und die ersten Prüfungen stehen kurz bevor. Und trotzdem habe ich keine der Erfahrungen gemacht, die ich mir seit so langer Zeit erträumt hatte. Ich habe das Universitätsgelände noch nicht einmal betreten und die langersehnte Einführungswoche hat sich auch nur in meiner Vorstellung abgespielt. Da das Semester als Hybridsemester – eine Mischung aus Präsenz- und Online-Veranstaltungen – angekündigt wurde, habe ich mir trotz der unsicheren Lage eine Wohnung gesucht und bin pünktlich zum Studienbeginn in die neue Stadt gezogen. Ich wohne alleine in einer kleinen Wohnung, die genauso eingerichtet ist, wie ich es mir immer vorgestellt habe und ich fühle mich sehr wohl in meinen eigenen vier Wänden. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass meine Wohnung mich erdrückt. Ganz besonders, wenn man den ganzen Tag am Laptop verbringt.

Sarah Ruhase studiert Philosophie im ersten Semester.
© Sarah Ruhase

„Es wird spannend sein, diese Menschen irgendwann einmal wirklich zu treffen“

Manchmal bin ich ziemlich einsam und die Gleichförmigkeit der Tage und ihre scheinbare Banalität können ziemlich deprimierend sein, aber trotz allem ist dieser Studienstart eines ganz sicher: eine Lebenserfahrung. Es hat mir gezeigt, wie gut man sich dank der heutigen Medien mit seinen Kommilitonen, Dozenten und Professoren vernetzen kann und dass man sich sogar mit Menschen anfreunden kann, die man noch nie im wirklichen Leben zu Gesicht bekommen hat. Und es wird wieder eine spannende Erfahrung sein, diese Menschen irgendwann einmal wirklich zu treffen und zu sehen, ob man sich auch so gut versteht, wenn man sich im wahren Leben und nicht nur virtuell treffen kann.

„Die Vorfreude bleibt“

Ich wollte immer ausziehen, um zu wissen wie es ist, Dinge alleine zu regeln und selbständig zu sein. Auch diese Erfahrung habe ich mir ganz anderes vorgestellt und trotzdem fordert dieser spezielle Neustart ein hohes Maß an Selbständigkeit. Dadurch, dass man sich besonders am Anfang weniger mit anderem Studierenden austauschen konnte, hatte ich noch mehr das Gefühl, auf mich alleine gestellt zu sein, als das unter normalen Bedingungen der Fall gewesen wäre. Und doch bin ich überrascht, dass es irgendwie funktioniert hat und wie viel man doch auch alleine schaffen kann. Ich bin überzeugt davon, dass diese Situation für uns alle auch eine Chance darstellt, über sich selber hinauszuwachsen und sich und seine Reaktion auf extreme Situationen besser kennenzulernen.

Die Bibliothek, ein beliebter Treffpunkt für Studierende, ist derzeit nicht als Lernort zugänglich.
© Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

Und eines bleibt uns Erstsemstern in dieser Zeit auf jeden Fall: die Vorfreude. Die Vorfreude auf das aufregende und berauschende Studentenleben und irgendwann werde ich wissen, wie es ist in einer Universitätscafeteria mit seinen Kommilitonen zusammen zu sitzen, ich werde wissen ob Studentenpartys so gut sind wie ihr Ruf und wie es sich anfühlt in einem Hörsaal zu sitzen. Wahrscheinlich werde ich es dann noch mehr zu schätzen wissen.

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